Jesper Juul
Die heilpädagogische Entwicklungsbegleitung orientiert sich an der ursprünglichsten Ausdrucksweise des Menschen – dem Spiel. Kinder lernen im und durch das Spiel. Im Spiel drückt das Kind seine Bedürfnisse aus, zeigt seinen Entwicklungsstand, übt bereits vertraute Fähigkeiten, erprobt sich in neuen, unbekannten Fertigkeiten, sensibilisiert sich in seinen Sinneseindrücken, erprobt sich in motorischer Geschicklichkeit und baut diese aus, tritt in Interaktion mit anderen und kann daher seine sozialen Fähigkeiten sowie sprachlichen Kompetenzen entwickeln und erweitern.
Spielförderung ist daher Entwicklungsförderung!
Angesetzt wird stets am Entwicklungsniveau des Kindes, an seinen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Vorlieben. Spielförderung stellt den Raum und geeignetes Material bereit und schafft eine wohlwollende Atmosphäre. Dadurch kann das eigene Entwicklungspotential angeregt werden und sich vollständig entfalten. Die Aufgabe der Heilpädagogin ist es, die Situationen so zu gestalten, dass Erfahrungen in selbständiger Weise ermöglicht werden können. Zu starke Lenkung und Strukturierung hemmt nachweislich die Entwicklung. (vgl. Schlack, 1997, S.17)
Je jünger ein Kind ist, desto mehr benötigt es die geborgene Umgebung seiner Eltern. Daher findet auch die Entwicklungsbegleitung im Beisein, aber auch in sehr starker Involvierung mit den Eltern, statt. Besonders das feinfühlige Reagieren auf die Signale, die Bedürfnisse und das Verhalten des Kindes sind relevant im Spiel. Der Transfer in den gelebten Alltag ist unersetzlich für eine erfolgreiche Begleitung.
„Im Spiel ist das Kind selbsttätig, es entdeckt, erfindet, verbessert, ändert, probiert, vergleicht, ahmt nach, erinnert sich oder stellt Beziehungen her; es äußert Gefühle, bewegt sich und nimmt mit seinen Sinnen wahr; es erweitert Vorstellungen, Wissen und Sprache. Ein so verstandenes Spiel ermöglicht dem Kind, die Umwelt so genau wie möglich zu erleben.“ (F. Klein, 2001)